Am 11. Juli ist Weltbevölkerungstag. Hier beantworten wir einige wichtige Fragen rund um das Thema Weltbevölkerung.

1. Wie viele Menschen leben heute auf der Welt?

Zum Weltbevölkerungstag 2022 leben 7,98 Milliarden Menschen auf der Welt – und es werden mehr. In den nächsten 60 Sekunden werden 254 geboren und 129 sterben. Die Weltbevölkerung wächst somit um 125 Menschen. Besonders stark wächst die Weltbevölkerung in Afrika südlich der Sahara, der ärmsten Region der Erde. Mitte des Jahrhunderts werden dort mit rund 2,1 Milliarden Menschen voraussichtlich fast doppelt so viele leben wie heute.

In China leben aktuell die meisten Menschen, nämlich 1,43 Milliarden. Im Jahr 2023 wird Indien China als bevölkerungsreichstes Land ablösen. Die Entwicklung der Weltbevölkerung ist eng mit besonders bevölkerungsreichen Ländern verknüpft. Bis zum Jahr 2050 wird die Weltbevölkerung allein durch Indien, die USA, Nigeria, Pakistan und Indonesien um 600 Milliarden Menschen zunehmen. Ein Sonderfall ist China. Bis zum Jahr 2050 wird die Bevölkerung dort um etwa 110 Millionen Menschen schrumpfen und bei 1,32 Milliarden liegen.

Diese Infografik zeigt die Verteilung der Weltbevölkerung nach Kontinenten anhand von 100 Menschen.

 

2. Warum wächst die Weltbevölkerung?

Ein hohes Bevölkerungswachstum geht zu einem großen Teil auf unbeabsichtigte Schwangerschaften zurück – weil viele Frauen und Mädchen nur mangelnden Zugang zu Familienplanung, Aufklärung und Gesundheitsdiensten haben. Gerade Frauen, die in ländlichen Regionen von Entwicklungsländern leben, bekommen häufig mehr Kinder, als sie sich wünschen. Auch wenn Jungen und Männer bei Verhütungsfragen dieselbe Verantwortung tragen müssen, wird die Versorgung mit Verhütungsmitteln in internationalen Studien vor allem an Mädchen und Frauen gemessen. Der Grund: Frauen sind diejenigen, die schwanger werden und ihre eigene Vorstellung bezüglich der Kinderzahl oftmals nicht selbst bestimmen können. In unseren Projekten in Äthiopien, Kenia, Tansania und Uganda klären wir Mädchen und junge Frauen genauso wie Jungen und junge Männer über Sexualität und ihre Rechte auf.

Rund 257 Millionen Frauen würden gern verhüten, haben dazu aber keine Möglichkeit. Jede zweite Schwangerschaft ist deshalb unbeabsichtigt! Neben unbeabsichtigten Schwangerschaften wirken sich auch der Wunsch nach mehr als zwei Kindern pro Paar und der hohe Anteil an jungen Menschen, die noch ins reproduktive Alter kommen, auf die Bevölkerungsentwicklung aus. Warum die Bevölkerung wächst, zeigt unser Animationsfilm:

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3. Wodurch wächst die Weltbevölkerung schneller oder langsamer?

Wie schnell oder langsam die Weltbevölkerung wächst, zeigt die Fertilitätsrate – auch Geburtenziffer genannt. Sie beschreibt, wie viele Kinder eine Frau im Laufe ihres Lebens durchschnittlich zur Welt bringt. Die weltweite Geburtenziffer liegt aktuell bei 2,3 Kindern pro Frau. Bei einer Geburtenrate von 2,1 würde das Wachstum der Weltbevölkerung auf einen Stillstand zulaufen. In vielen Ländern bekommen Frauen im Laufe ihres Lebens aber deutlich mehr Kinder. In Afrika südlich der Sahara bekommen Frauen im Durchschnitt 4,6 Kinder und damit deutlich mehr als im afrikanischen Durchschnitt (4,3). In Afrika südlich der Sahara wächst die Bevölkerung besonders schnell. Entscheidend beeinflusst wird die Geburtenrate durch Bildung. Je höher das Bildungsniveau einer Frau ist, desto weniger Kinder bringt sie im Schnitt zur Welt. Das liegt daran, dass sich Mädchen und Frauen mit einer guten Bildungsgrundlage besser über ihre Körper sowie Verhütungsmethoden informieren und diese korrekt anwenden können. So haben sie eine bessere Voraussetzung, auf die Anzahl ihrer Kinder und den Zeitpunkt der Familiengründung einzuwirken. Außerdem ist Bildung die Grundlage dafür, die eigenen Rechte zu kennen. Mädchen und Frauen mit guter Bildung treten in einer Partnerschaft oft selbstbewusster für ihre Wünsche ein.

Auch eine bessere Gesundheitsversorgung kann die Geburtenrate beeinflussen. Mehr dazu erklären wir im Video unter Frage 2.

In den letzten 30 Jahren ist die Geburtenziffer in allen Regionen der Erde bereits merklich gesunken. Bessere Bildungschancen und eine bessere Gesundheitsversorgung würden dazu beitragen, dass noch mehr Frauen und Mädchen ihre Rechte einfordern und nur so viele Kinder bekommen, wie sie selbst auch möchten.

4. Gibt es mehr junge oder mehr alte Menschen auf der Erde?

Die Weltbevölkerung ist jung – derzeit wächst die größte Jugendgeneration aller Zeiten heran. Von den 7,98 Milliarden Menschen, die aktuell auf der Welt leben ist jeder Vierte (25,3 Prozent) jünger als 15 Jahre. Die meisten Kinder und Jugendlichen wachsen in Entwicklungsländern auf – oft unter schwierigen Bedingungen. Damit sie ihr Potenzial voll entfalten können und zur Entwicklung ihrer Länder beitragen können, brauchen sie Zugang zu Aufklärung, Bildung und Gesundheitsdiensten..

5. Wird die Weltbevölkerung immer weiter wachsen?

Vermutlich nicht. Tatsächlich hat das Wachstum der Weltbevölkerung bereits abgenommen. Im Jahr 1963 war es mit 2,27 Prozent am höchsten. Heute wächst die Weltbevölkerung nur noch um 0,8 Prozent. Die Vereinten Nationen gehen davon aus, dass die Weltbevölkerung in den 2080er Jahren ihr Maximum von etwa 10,4 Milliarden Menschen erreichen wird. Andere Forschungsgruppen, wie zum Beispiel die Wissenschaftler*innen um Lutz Wittgenstein setzen das Maximum bei etwa 10 Milliarden Menschen um das Jahr 2070 an. Auch wenn die Forschenden hierzu nur Schätzungen abgeben können, sind sie sich in folgendem Ergebnis einig: Ohne weitere Fortschritte bei der freiwilligen Familienplanung, bei der Gesundheitsversorgung, beim Zugang zu Bildung und der Stärkung von Frauen und Mädchen wird die Weltbevölkerung länger weiterwachsen. Deshalb muss zwingend in diese Bereiche investiert werden.

Dieser Beitrag ist erstmals erschienen am 10.07.2015 und wird laufend aktualisiert.