[x_feature_headline type=“left“ level=“h6″ looks_like=“h6″ icon=“bookmark“]Gastbeitrag von Sabine Ludwig (Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe e. V. – DAHW)[/x_feature_headline]

Armutsbedingte Krankheiten waren im Jahr 2013 weltweit für 6,5 Millionen Todesfälle und den Verlust von insgesamt 353 Millionen gesunden Lebensjahren verantwortlich. Zu diesen Krankheiten gehören die drei am weitesten verbreiteten Armutskrankheiten Aids, Tuberkulose und Malaria sowie 18 vernachlässigte tropische Krankheiten. Eine der bekanntesten Krankheiten aus dieser Gruppe dürfte Lepra sein.

Jackson Bwambale hat ein regelmäßiges Einkommen. Das ist viel wert in einem armen Land wie Uganda. Er kommt jedes Wochenende zu seiner Familie nach Kasese, rund 45 Kilometer vom Kagando-Krankenhaus entfernt. Dort arbeitet er, unterstützt von der DAHW, in der Schweinezucht und als Hausmeister. Und bei der Arbeit hat er Jethu Masika kennengelernt, die einst zur Untersuchung ins Krankenhaus im Südwesten Ugandas kam.

Immer wieder betrachtet Jackson das Foto der Hochzeit. „Das war der schönste Tag meines Lebens“, stammelt er, „Mit Jethu in der Kirche vor den Traualtar treten.“ Jetzt sitzen sie beisammen im eigenen Haus auf dem Sofa und sehen sich glücklich an. Es war Liebe auf den ersten Blick, den Jethu beim Anblick des ehemaligen Leprapatienten verspürte. „Die verstümmelten Hände machen mir nichts aus, ich liebe ihn“, sagt sie. Jackson hat es gut getroffen.

Die Arbeit ermöglichte Jackson das Häuschen, in dem er mit seiner Frau und den beiden Kindern lebt. Er spart, denn bald will er ein oder zwei Stückchen Land hinzukaufen. Jethu spart fleißig mit. Als Schneiderin verdient sie rund 16 Euro im Monat, davon geht noch die Miete ab für den Platz, auf dem sie ihre Nähmaschine aufstellt. Sie lächelt, als sie erzählt, dass ihr Mann ihr den Nähkurs finanziert hat.

Jackson verdient im Krankenhaus über das Dreifache. Klagen können die beiden nicht. Das Schulgeld für die zwei Kinder kann regelmäßig gezahlt werden. „Ich bin unendlich dankbar, dass ich den Job im Krankenhaus habe“, sagt er. Und dort schätzt und respektiert man ihn. Denn er kümmert sich um die Sanitäranlagen und die Hygiene. „Haltet das Gelände sauber!“, ruft er täglich den Patienten zu. Jackson ist es wichtig, einen guten Job zu machen und Geld zu verdienen.

Nachschub für die Krankenhausküche

Julius Mbusa im Hühnerstall

Julius Mbusa ist für die Geflügelzucht verantwortlich (Foto: Enric Boixadós)

Jacksons Kollege Julius Mbusa ist auf dem Krankenhausgelände für die Geflügelzucht verantwortlich. Gemeinsam mit seinem Mitarbeiter mistet er täglich den Stall aus und füttert die Hühner. Die legen fleißig Eier und sorgen damit regelmäßig für Nachschub in der Krankenhausküche. „Wir verkaufen sie auch“, sagt Julius. Damit können beispielsweise die Transportkosten der Leprapatienten bezahlt werden. Denn viele von ihnen können es sich einfach nicht leisten, regelmäßig zur Behandlung zu kommen.

Jeden Freitagnachmittag freut sich Jackson auf das wohlverdiente Wochenende. Denn dann kann er nach Hause zu seiner Familie fahren. Die warten sehnsüchtig auf ihn, den ehemaligen Leprakranken. Der Garten muss angelegt, die Wände des Häuschens verputzt werden. Jackson hat genügend Arbeit – und sein Glück gefunden.

Zur Autorin:

Sabine Ludwig ist Referentin für Pressearbeit bei der Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe e. V. (DAHW).

Bakterium: Lepra

Insgesamt leiden über eine Milliarde Menschen an armutsbedingten Krankheiten. Bisher werden nur etwa ein bis zwei Prozent der globalen Forschungsgelder für diese Krankheiten aufgewendet, die besonders Entwicklungs- und Schwellenländer betreffen.

Häufig begünstigen mangelnde hygienische Bedingungen und eine unzureichende medizinische Infrastruktur die Verbreitung der Krankheiten. Es fehlt an Möglichkeiten, die Krankheit überhaupt zu erkennen, Medikamenten zur Behandlung und Impfstoffen zur Vorbeugung. Teilweise wurden bisher noch gar keine entsprechenden Medikamente oder Impfstoffe entwickelt. Weil die Betroffenen in Entwicklungsländern nur über eine geringe Kaufkraft verfügen, fehlen der Pharmaindustrie die finanziellen Anreize, in Forschung und Entwicklung zu investieren.