„Studie bestätigt, dass ein wirksamer Impfstoff gegen Ebola entwickelt wurde“, verkündete die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Ende Dezember 2016. Für 11.310 Menschen kam diese Nachricht zu spät. So viele sind nach Schätzungen der WHO zwischen März 2014 und März 2016 an dem hoch ansteckenden Virus gestorben. Die meisten von ihnen in den besonders stark betroffenen Ländern Westafrikas Guinea, Liberia und Sierra Leone.

Vierzig Jahre zuvor, 1976, wurde Ebola zum ersten Mal in der Demokratischen Republik Kongo dokumentiert. Vierzig Jahre lang gab es immer wieder kleinere, auf abgelegene Gebiete begrenzte Ausbrüche. Vierzig Jahre, in denen sich Politik und Pharmaunternehmen nur am Rande für Ebola interessierten. Bis zum März 2014 – dem Beginn der bisher größten Ebola-Epidemie. Plötzlich war die Krankheit weltweit präsent und die Angst vor einer Gefahr für die globale Gesundheit groß.

Erst die dramatische Entwicklung und die rasante Verbreitung, insbesondere in Städten, ließ die Politik handeln. Auch deshalb, da das Virus drohte, auf Industrieländer überzugreifen. Kurzfristig stellten 2014 vor allem Regierungen und die Pharmaindustrie Geld für die Forschung zu Ebola bereit. Ein Jahr später wurde der Betrag mehr als verdreifacht – auf 574 Millionen US-Dollar. Das geht aus der neuen „G-Finder“-Studie des unabhängigen Instituts Policy Cures hervor. Die Entwicklung mehrerer Impfstoffe gegen die Krankheit bekam einen deutlichen Schub und führte zu der guten Nachricht im Dezember.

Einsparungen enden tödlich

Am Beispiel Ebola wird deutlich, was sich mit entsprechenden finanziellen Mitteln bei der Bekämpfung tödlicher Krankheiten erreichen lässt. Umso unverständlicher ist es, dass 2015 die Investitionen für die Forschung zu anderen vernachlässigten und armutsbedingten Krankheiten erneut gesunken sind – auf rund drei Milliarden US-Dollar. Der Anteil öffentlicher Mittel hat sogar einen neuen Tiefstand seit 2007 erreicht.

Experten für Entwicklungszusammenarbeit und Spezialisten für gefährliche Infektionskrankheiten in einem mobilen Labor der Europäischen Union in Guinea während der Ebola-Epidemie 2014.

Experten für Entwicklungszusammenarbeit und Spezialisten für gefährliche Infektionskrankheiten bei der Arbeit während der Ebola-Epidemie 2014. Die Europäische Union entsendete die Forscher und ein mobiles Labor nach Guinea, um Krankheitsfälle schneller zu entdecken.
Foto: EMLab (CC BY-NC-ND 2.0)

Das ist fahrlässig, denn jedes Jahr sterben 6,5 Millionen Menschen in Entwicklungsländern an vernachlässigten Armutskrankheiten. Krankheiten, die vermeidbar wären. Doch sie betreffen hauptsächlich Menschen, die nur wenig Geld zur Verfügung haben. Dadurch fehlt der Anreiz für Pharmafirmen, entsprechende Impfstoffe und Medikamente zu entwickeln.

Deshalb ist besonders die Politik gefragt, Geld für Forschung und Entwicklung bereitzustellen. Wir können es uns nicht leisten, bestimmte Krankheiten zu vernachlässigen. Auf den ersten Blick sind diese noch weit weg, doch eine dieser Krankheiten könnte sich zur nächsten Epidemie entwickeln. Deutschland sollte zu seiner internationalen Verantwortung stehen und bei der Finanzierung mit gutem Beispiel vorangehen.

Im Falle von Ebola ist mit dem erfolgreich getesteten Impfstoff noch längst nicht alles erreicht. Die Impfung schützt gegen die beiden verbreitetsten Formen des Virus. Insgesamt fünf Unterformen sind bisher bekannt. Weitere Forschung trägt dazu bei, dass die Welt für den Ernstfall vorbereitet ist. Das gilt für Ebola genauso wie für alle anderen vernachlässigten Armutskrankheiten.

 Quellen: WHO, The Lancet