[x_feature_headline type=“left“ level=“h6″ looks_like=“h6″ icon=“bookmark“]Gastbeitrag von Sabine Ludwig (Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe e. V. – DAHW)[/x_feature_headline]

Kaum eine Krankheit ist mit so vielen Vorurteilen und Stigmatisierung behaftet wie Lepra. Sie wurde schon in antiken Schriften erwähnt und hatte immer zur Folge, dass die Betroffenen sozial ausgeschlossen wurden. Obwohl die Krankheit seit vielen Jahren heilbar ist, scheuen sich sogar heute noch viele Menschen, ehemaligen Leprapatienten die Hand zu geben oder nur in deren Nähe zu sein.

Bakterium: LepraLepra wird durch Bakterien verursacht, die eng mit den Tuberkulose-Bakterien verwandt sind. Man geht davon aus, dass eine Tröpfcheninfektion der Hauptübertragungsweg ist. Lepra ist eine Haut- und Nervenkrankheit und verursacht Gefühllosigkeit. Dies betrifft zumeist Gesicht, Arme oder Beine. Weil auch Nerven geschädigt sind, spüren betroffene Menschen oft nicht, wenn sie sich an Händen und Füßen verletzen. Die sich daraufhin bildenden Entzündungen und Geschwüre führen zum Absterben ganzer Gliedmaßen oder zu notwendigen Amputationen.

Weitere Folgen sind Lähmungen von Gliedmaßen aufgrund der unterbrochenen Nervenstränge. Finger, die nicht mehr bewegt werden können, verkümmern in unförmiger Stellung zu „Krallenhänden“. Wenn ein Fuß nicht mehr gehoben werden kann, wird das Laufen zur Qual. Zerstörte Sehnerven oder Augenlider, die sich nicht mehr schließen lassen, führen zur Erblindung.

Lepra ist durch einen Mix aus drei Antibiotika vollständig heilbar. Mit Beginn der Therapie kann ein Patient die Krankheit nicht mehr weiter übertragen. Nach erfolgreicher Heilung ist er kein „Leprakranker“ mehr, sondern, wie bei jeder anderen Krankheit auch, ein dann wieder gesunder Mensch. Falls leprabedingte Behinderungen entstanden sind, so bleiben diese jedoch weiterhin sichtbar und können die Betroffenen ein Leben lang einschränken. Wegen der noch immer herrschenden Vorurteile und Ausgrenzung, auch gegen behandelte Leprapatienten, trauen sich viele Betroffene nicht zum Arzt. Das verhindert eine frühzeitige Diagnose und Behandlung und Erhöht die Gefahr einer Weitergabe der Krankheit.

Zwar ist durch die Behandlungsmöglichkeiten die Zahl der Leprakranken seit Anfang der 1980er um 99 Prozent zurückgegangen, doch noch immer stecken sich jedes Jahr 211.973 Menschen, vor allem in Entwicklungsländern, neu mit der Krankheit an. Gründe dafür sind unter anderem schlechte hygienische Bedingungen in den betroffenen Regionen und ein durch Unterernährung und schlechte Gesundheitsversorgung geschwächtes Immunsystem der Betroffenen.

Buruli Ulcer – gefährlicher Verwandter

Bakterium: Buruli UlcerDer Erreger von Buruli Ulcer, ist das Mycobakterium ulcerans, das eng verwandt mit den Erregern von Lepra und Tuberkulose ist. Der genaue Übertragungsweg ist noch nicht erforscht. Experten vermuten aber eine Übertragung durch Mücken oder Stechmücken. Dafür spricht das überwiegende Vorkommen in der Nähe von stehenden Gewässern. Im Körper zerstören die Bakterien das Gewebe der Haut und sondern gleichzeitig ein Nervengift ab, so dass diese Verletzungen zunächst schmerzfrei bleiben.

Eine genaue Diagnose ist nur durch eine komplizierte Untersuchung des befallenen Gewebes möglich. Gemeinsam mit der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) und dem Bernhard-Nocht-Institut (BNI) in Hamburg als Partner sowie mit dem europäischen Forschungsprojekt Buruli-Vac hat die DAHW in Togo ein entsprechend ausgestattetes Labor eingerichtet. Jetzt vergehen nur wenige Tage, bis ein verlässliches Ergebnis vorliegt.

Die bakterielle Infektion lässt sich mit zwei Antibiotika über mehrere Wochen relativ leicht behandeln. Das zerstörte Gewebe hingegen muss meistens chirurgisch behandelt werden, in den meisten Fällen ist dies eine langwierige und schmerzhafte Prozedur. Unbehandelt führt Buruli Ulcer zu schweren, lebenslangen Behinderungen.

Zwei Jungen in einem Krankenhaus in Togo. Einer hat ein bandagiertes Bein und läuft mit einem Stock.

Mit seinem selbst geschnitzten Stock kann Kofi Gabanet gut laufen. Der Junge aus Togo wird in einem Krankenhaus gegen Buruli Ulcer behandelt.
Foto: DAHW/Sabine Ludwig

Nicht nur durch die großflächigen Geschwüre und offenen Wunden ist Buruli Ulcer besonders schlimm: Die meisten Patienten sind Kinder unter 14 Jahren. Warum das so ist oder wie genau sich die Krankheit überträgt, ist bis heute nicht erforscht. Buruli Ulcer ist derzeit in 33 tropischen und subtropischen Ländern Afrikas, Amerikas, Asiens und dem Westpazifik verbreitet.

Die Weltgemeinschaft hat sich mit den nachhaltigen Entwicklungszielen vorgenommen, die Zahl der von den vernachlässigten Krankheiten betroffenen Menschen bis zum Jahr 2030 um 90 Prozent zu verringern. Dafür müssen vor allem die Gesundheitssysteme der Länder verbessert werden, um frühzeitige Diagnosen zu stellen, Behandlungen einzuleiten und die Übertragungswege der Krankheiten zu unterbrechen.

Ein Meilenstein ist der kommende G20-Gipfel am 7./8. Juli in Hamburg. Zum ersten Mal steht dabei die globale Gesundheit auf der Agenda. Die DAHW als Partner im Deutschen Netzwerk gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten (DNTDS) sieht dem Gipfel gespannt entgegen.

Zur Autorin: Sabine Ludwig ist Referentin für Pressearbeit bei der Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe e. V. (DAHW).

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