Ein (alternatives) Interview mit US-Präsident Donald Trump.

DSW: Herr Präsident, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, heute mit uns zu sprechen. Fangen wir gleich an: Haben Sie von der Initiative „She Decides“ gehört?

Trump: Ja, ich habe gehört, dass meine Mitarbeiter darüber reden. Vielleicht können Sie mir nochmal sagen, worum es dabei geht?

DSW: Klar, gerne! Die Initiative „She Decides“, in deren Rahmen es am 2. März eine Konferenz in Brüssel gab, wird von Vertretern aus Regierungen, internationalen Organisationen, privaten Stiftungen und Nichtregierungsorganisationen aus über 50 Ländern getragen. Ziel der Initiative ist es, die Finanzierungslücke zu verringern, die durch Ihre in Kraft gesetzte „Global Gag Rule“ entstanden ist. Durch diese Politik fehlen Millionen US-Dollar, mit denen zuvor das Leben von Mädchen und Frauen in Entwicklungsländern gerettet wurde.

Trump: Einen Moment mal! Das ist eine falsche Aussage. Meine Verwaltung hat nichts gegen Lebensrettung. Es sind Abtreibungen, die wir stoppen wollen.

DSW: Um Leben zu retten, brauchen Frauen und Mädchen einen uneingeschränkten Zugang zu Aufklärung und Verhütung. Jedes Jahr sterben Millionen von Frauen, die in Armut leben, unnötigerweise während der Schwangerschaft oder Geburt, und jeden Tag bekommen über 20.000 Mädchen unter 18 Jahren ein Kind. Eine Geburt im Teenageralter ist oft sehr riskant. Entsprechend sind Komplikationen während der Schwangerschaft oder Geburt eine der Haupttodesursachen für Mädchen im Alter von 15 bis 19 Jahren. Durch die Verabschiedung der Global Gag Rule verschlimmern Sie diese bereits dramatische Situation. Denn mit dem bisherigen US-Geld haben internationale Nichtregierungsorganisationen sichergestellt, dass Mädchen Zugang zu Aufklärung, zu Verhütungsmitteln und zu Gesundheitsdiensten – etwa zur Behandlung von sexuell übertragbaren Krankheiten – haben.

Trump: Aber Abtreibungen werden endlich gestoppt, richtig?

DSW: Nein, das wird nicht passieren. Im Gegenteil: Denn wenn sich der Zugang zu Aufklärung und Verhütung verschlechtert, führt dies zu mehr ungewollten Schwangerschaften. Und das wiederum geht der UN Foundation zufolge mit erhöhten Abtreibungsraten einher. Vor allem unsichere Abtreibungen werden zunehmen, da entsprechende Gesundheitsdienste verweigert werden. Dies führt schließlich zu einer höheren Müttersterblichkeit und zu einer Verschärfung der Armut.

Trump: Das sind alternative Fakten!

DSW: Nein, das sind sie nicht. Und hier sind einige mehr gut recherchierte und authentifizierte Fakten, die Sie beachten sollten:

Einfach ausgedrückt: Indem Sie die Entwicklungsgelder für Frauengesundheit streichen, verschärft sich die ohnehin dramatische Situation. Sie werden feststellen: Wenn Frauen ihre Familien planen können, bekommen sie später und weniger Kinder, die dann auch meist gesünder sind. Mädchen im Teenageralter profitieren ganz besonders davon, wenn sie Zugang zu Aufklärung und Verhütung haben. Denn dann können sie eine viel zu frühe Schwangerschaft vermeiden und stattdessen die Schule beenden. Das verbessert ihre späteren Einkommensmöglichkeiten. Und das wiederum kommt nicht nur ihnen selbst zugute, sondern auch ihren Familien, ihren Gemeinden und ihren Ländern.

Trump: Aber Sie können doch Ihre Arbeit fortsetzen. Ich muss mich darauf konzentrieren, Amerika wieder groß zu machen!

DSW: Die Arbeit lässt sich nur mit ausreichend Finanzierung fortsetzen. Dazu könnten Sie als gutes Vorbild für den Rest der Welt dienen. Den Zugang zu lebensrettender Aufklärung und Verhütung zu unterbinden, ist definitiv nicht beispielgebend. Setzen Sie die Global Gag Rule außer Kraft und erhöhen Sie die Investitionen für Frauengesundheit in Entwicklungsländern! Davon profitieren nicht nur die betroffenen Frauen, sondern auch die ganze Welt. Das wäre wahre Größe der USA!

Dieses (alternative) Interview erschien im englischen Original auf dem Blog unserer internationalen DSW-Kollegen.