[x_feature_headline type=“left“ level=“h6″ looks_like=“h6″ icon=“bookmark“]Gastbeitrag von Stephan Albani (MdB)[/x_feature_headline]

Heute vor über 130 Jahren kam der deutsche Mediziner Robert Koch dank seiner Geduld und Hartnäckigkeit erstmals dem Erreger der Tuberkulose (TB) auf die Spur. Da nun der Feind in unserem Inneren bekannt war, konnte die Bekämpfung dieses Mykobakteriums mit wissenschaftlichen Mitteln beginnen. Und das mit beachtlichem Erfolg:
In unseren Breitengraden wurde die Tuberkulose zu einer Nischenerkrankung. Um das Jahr 1880 war in Deutschland noch jeder zweite Todesfall in der Altersgruppe der 15- bis 40-Jährigen auf diese Krankheit zurückzuführen! 100 Jahre später konnte man die bis dato vorgeschriebenen
Röntgenreihenuntersuchungen zur TB-Erkennung abschaffen.

Das Problem Tuberkulose war damit für uns Deutsche erst einmal aus der Welt. Andernorts ist die Erkrankung jedoch nach wie vor weit verbreitet. Daran erinnert der heutige Welttuberkulosetag, den die Weltgesundheitsorganisation hoffnungsvoll auf das Datum der Entdeckung von Robert Koch legte.

Zwei Frauen mit einem Kind

Fast 95 Prozent aller TB-Todesfälle ereignen sich in Entwicklungsländern.
Foto: Rana Asghar

Der politische und medizinische Handlungsbedarf ist weiterhin immens: In den vergangenen 25 Jahren erkrankten 216 Millionen Menschen an Tuberkulose und 45 Millionen starben. 4.000 Menschen verlieren tagtäglich den Kampf gegen die TB – in Summe etwa 1,5 Millionen pro Jahr. Damit steht diese Krankheit, die treffend auch „Weiße Pest“ genannt wird, an der traurigen Spitze der weltweit tödlichsten Infektionskrankheiten. Besonders betroffen sind hier die ärmsten Regionen der Welt. In den entsprechenden Ländern hält die Krankheit einen verheerenden Kreislauf aus Krankheit, wirtschaftlichem Abstieg und sozialer Ausgrenzung im Gang.

Die TB-Therapie ist aufwändig und langwierig: Vier Medikamente müssen über etwa sechs Monate genommen werden. Damit verbunden sind starke Nebenwirkungen wie Schmerzen und Erbrechen. Dadurch können viele Patienten während der Behandlung nicht arbeiten – eine existenzielle Bedrohung in vielen Teilen der Welt! Die Abbruchquote ist daher hoch. Dies begünstigt die Entstehung resistenter Formen der TB-Erreger. Mit verheerenden Folgen: Einige mehrfach resistente TB-Formen lassen sich nicht mehr behandeln – auch nicht mit den medizinischen Möglichkeiten in Deutschland. Hier kann lediglich Sterbebegleitung geleistet werden.

MdB Stephan Albani

MdB Stephan Albani (CDU) setzt sich seit Jahren für mehr Forschung und Entwicklung zu Tuberkulose (TB) ein.

Dabei ließe sich die Tuberkulose langfristig überwinden, wenn neue und innovative Diagnostika, Medikamente oder sogar ein Impfstoff zur Verfügung stehen würden. Doch wie bei zahlreichen anderen vernachlässigten Krankheiten fehlt es hier an entsprechender Forschung. Ich setze mich daher seit langem für die Forschungsförderung in diesem Bereich ein. Und dabei durchstößt der Bohrer auch ab und an das dicke Brett: Mit einem erfolgreichen Antrag konnten wir etwa die Verdopplung der Fördermittel für die zweite Förderrunde bei den Produktentwicklungspartnerschaften (PDP) erstreiten. 50 statt 25 Millionen Euro stehen dadurch bereit.

Doch hier können wir Deutschen uns durchaus noch stärker ins Zeug legen. Zudem muss der politische Kampf gegen die TB stärker auf internationaler Ebene koordiniert werden. Ich engagiere mich deshalb im größten Parlamentariernetzwerk auf diesem Gebiet, dem „Global TB Caucus“. Vor kurzem bin ich hier zum Co-Vorsitzenden unseres regionalen Netzwerks ernannt worden: Dem „European TB Caucus“. Erste Termine und Gipfeltreffen sind für dieses Jahr geplant. Wir dürfen hier nicht nachlassen, sondern müssen uns weiter einsetzen.

Daher: „Stop TB until 2030“ – ganz im Sinne von „One World, One Health“.

Zum Autor: Stephan Albani ist Bundestagsabgeordneter für die CDU und Mitglied im Parlamentarischen Beirat für Bevölkerung und Entwicklung der DSW.