Die Welt ist in den vergangenen Jahrzehnten immer kleiner geworden. Menschen und Waren reisen in kurzer Zeit um den Globus. Nachrichten verbreiten sich in Windeseile per Internet. Und auch für Krankheiten gibt es kaum noch Grenzen. Lokale Krankheitsausbrüche, wie Ebola zwischen 2014 und 2016, werden schnell zu Epidemien und bedrohen die globale Gesundheit. Um darauf vorbereitet zu sein, hat sich Anfang 2017 die Coalition for Epidemic Preparedness Innovations (CEPI) gegründet. Der vorläufige Geschäftsführer, John-Arne Røttingen, erklärt im Interview, was es mit der Koalition auf sich hat und wie wir uns auf die nächste Epidemie vorbereiten können.

John-Arne Røttingen von CEPI

Will die Welt auf die nächste Epidemie vorbereiten: der vorläufige Geschäftsführer der internationalen Koalition CEPI, John-Arne Røttingen. Foto: NordForsk/Terje Heiestad (CC BY 2.0)

Herr Røttingen, warum wurde CEPI gegründet und was macht die Koalition zur Vorbereitung auf Epidemien so besonders?

Bei den letzten Krankheitsausbrüchen von Ebola und Zika haben wir gesehen, dass die derzeitigen Modelle zur Krankheitsbekämpfung nicht funktionieren. Die sehen vor, Impfstoffe erst als Reaktion auf größere Krankheitsausbrüche zu entwickeln. Vier unterschiedliche Untersuchungen zur Ebola-Epidemie kamen zum gleichen Schluss: Wir brauchen ein neues System, um Produktentwicklungen zu fördern und künftige Ausbrüche von Infektionskrankheiten so klein wie möglich zu halten.

CEPI arbeitet an diesem neuen System. Wir werden die Hürden bei der Impfstoffentwicklung angehen. Impfstoffe müssen sicher, wirksam und erschwinglich sein. Sie sollten Krankheitsausbrüche so früh wie möglich eindämmen.

Wie unterscheidet sich oder ergänzt die neue Koalition bestehende Organisationen und mit wem arbeitet CEPI zusammen?

CEPI liegt viel daran, bestehende Forschung oder Maßnahmen für die globale Gesundheit nicht zu duplizieren. Deshalb arbeiten wir eng mit Forschern, Herstellern und Lieferanten zusammen. Dadurch wird CEPI zum Verbindungsglied zwischen der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die Standards setzt, und der Impfallianz Gavi, die sich um die Verteilung von Impfstoffen kümmert. CEPI will verschiedene Partner und ihre Fähigkeiten zusammenbringen, um so bestmöglichst auf kommende Epidemien vorbereitet zu sein.

Um unser Ziel zu erreichen, müssen wir uns mit vielen verschiedenen Beteiligten vernetzen. Dafür haben wir ein Abkommen mit der WHO unterzeichnet und ein Partnerforum sowie eine gemeinsame Koordinierungsgruppe gegründet. Zu den Partnern von CEPI gehören unter anderem Regierungen, die Industrie, wichtige Geldgeber in den Bereichen Forschung und Entwicklung, weitere Geldgeber der Impfstoffentwicklung, wissenschaftliche Einrichtungen und zivilgesellschaftliche Organisationen. Außerdem müssen wir eng mit Einrichtungen und Organisationen zusammenarbeiten, die im Fall des Falles Impfstoffe vorrätig halten und verteilen.

CEPI will sich auf drei Krankheiten konzentrieren. Warum ausgerechnet diese?

Wir haben beschlossen, Impfstoffe gegen die Atemwegserkrankung MERS, das Nipah Virus und Lassafieber zu entwickeln. Grundlage dafür war der Entwurf der WHO zu Forschung und Entwicklung, um Epidemien zu verhindern. Der enthält eine Liste von Krankheitserregern für die dringend Maßnahmen zur Vorbeugung und Behandlung benötigt werden. Wir haben uns verschiedene Kriterien angeschaut: Wie hoch ist das Risiko für einen Ausbruch? Wie schnell und auf welchem Weg verbreitet sich die Krankheit? Welche Folgen hat sie und wie schwerwiegend sind diese? Wie wahrscheinlich ist eine Impfstoffentwicklung? An wie vielen und welchen Impfstoffen wird derzeit bereits geforscht? Auf dieser Basis haben wir die drei Krankheiten ausgewählt.

Allerdings wird es immer einen Krankheitserreger geben, der noch unbekannt ist oder den wir nicht im Blick haben. Deshalb wollen wir auch die Entwicklung von Technologien fördern mit denen bestehende Impfstoffe schnell an neue Krankheitserreger angepasst werden können.

Denken Sie, dass sich das Aufgabengebiet der Koalition mit der Zeit erweitern wird?

In den ersten Jahren wird sich CEPI zunächst wie vorgesehen auf die Impfstoffentwicklung konzentrieren. Wir prüfen aber auch schon Möglichkeiten, wie wir zusammen mit Partnerorganisationen für Epidemien relevante Diagnosemöglichkeiten verbessern können. Zu einem späteren Zeitpunkt möchten wir auch die Entwicklung von Diagnosemöglichkeiten und Medikamenten zur Behandlung finanziell fördern.

Darüber hinaus setzt sich CEPI ganz allgemein für Forschung im Bereich globale Gesundheit ein. Wir wollen, dass die Welt besser auf Epidemien vorbereitet ist. Es ist uns auch ein Anliegen aufzuzeigen, wo es bei der globalen Gesundheit noch Bedarf an Forschung und Entwicklung gibt, weil es zu wenig Marktanreize gibt.

Was wünschen Sie sich für das Jahr 2030?

Das wir als vernetzte Welt mit den nachhaltigen Entwicklungszielen einen großen Schritt weiter gekommen sind. Besonders wichtig dafür ist es, Todesfälle und gesundheitliche Einschränkungen durch vermeidbare Infektionskrankheiten zu minimieren.

 

Übersetzung ins Deutsche und gekürzte Fassung: Leonie Müßig
Das vollständige Interview im englischen Original können Sie auf unserem internationalen Blog nachlesen.