Mit der Legalisierung sinkt die Müttersterblichkeit – die Abtreibungsrate steigt aber nicht an

Hannover, 27. September 2022. Weltweit sind Komplikationen bei Schwangerschaft und Entbindung die häufigste Todesursache bei 15- bis 19-jährigen Mädchen, oft in Folge eines unsicheren Schwangerschaftsabbruchs. Jedes Jahr unterziehen sich fast 4 Millionen Mädchen in dieser Altersgruppe unsicheren Schwangerschaftsabbrüchen; über alle Altersgruppen hinweg sind es 19 Millionen Frauen, ein Großteil davon im globalen Süden, wo 13 Prozent den Eingriff nicht überleben. Anlässlich des Safe Abortion Day am 28. September weist die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW) darauf hin, dass die Müttersterblichkeit in Ländern, in denen der Abbruch einer Schwangerschaft verboten oder nur sehr eingeschränkt möglich ist, erheblich höher liegt, als in Ländern, die ihn legalisiert haben. In Äthiopien beispielsweise ist die Müttersterblichkeit seit der Legalisierung im Jahr 2005 von 31 auf ein Prozent gesunken.

Schon vor 19 Jahren beschloss die Afrikanische Union im Maputo-Protokoll, dass Schwangerschaftsabbrüche unter bestimmten Bedingungen legal sein müssen: um das Leben der Frau zu retten, um ihre physische und psychische Gesundheit zu schützen, nach Vergewaltigungen und bei befürchteten schweren Schäden des Kindes. Bis heute haben 42 der 55 Mitgliedsstaaten das Protokoll ratifiziert, darunter Äthiopien mit diesbezüglich inzwischen einer der liberalsten Gesetzgebungen. Aktuell leben neun von zehn afrikanischen Frauen im reproduktiven Alter in Ländern, die Abtreibung gänzlich verbieten oder nur zulassen, wenn das Leben der Frau in Gefahr ist. In diesen Ländern ist nur einer von vier Schwangerschaftsabbrüchen sicher. In Ländern, in denen ein Abbruch weitgehend legal ist, sind es neun von zehn.

Dabei hat der rechtliche Status keinen Einfluss auf die Abtreibungsrate: In Ländern, die den Abbruch einer Schwangerschaft aus irgendeinem Grund verbieten oder nur zur Rettung des Lebens der Frau zulassen, liegt sie bei 37 pro 1.000 Frauen im Alter von 15 bis 44 Jahren, verglichen mit einer Rate von 34 pro 1.000 Frauen in Ländern, in denen die Abtreibung ohne Einschränkung hinsichtlich des Grundes erlaubt ist. „Frauen entscheiden sich für einen Schwangerschaftsabbruch aus einer wie auch immer gearteten Not heraus und nicht, weil es per Gesetz erlaubt ist“, sagt Jan

Kreutzberg, Geschäftsführer der DSW. „Wenn aber die Möglichkeit des medizinisch sicheren Eingriffs nicht gewährleistet ist, begeben sich die Frauen in Lebensgefahr.“ Insofern sende die jüngste Entscheidung des obersten amerikanischen Gerichtshofes weltweit ein fatales Signal, da sie auch auf dem afrikanischen Kontinent Bewegungen bestärke, die junge Frauen in einen unsicheren Schwangerschaftsabbruch mit erheblichen gesundheitlichen Risiken treiben.

 

Die Zahlen entstammen der Broschüre des Population Reference Bureau: „Abortion. Facts & Figures“

sowie dem UNFPA-Weltbevölkerungsbericht 2022

 

Grafiken

Globale Gesetze zur Abtreibung

Betreute Geburten und Müttersterblichkeit in ausgewählten Ländern

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