Das zurückliegende Jahr 2017 hielt einige Überraschungen in den Ländern bereit, in denen die DSW aktiv ist. In Kenia gab es nicht nur eine, sondern gleich zwei Präsidentenwahlen. In Deutschland begnügen wir uns zwar vorerst mit einer Wahl, haben dafür aber noch keine Regierung. Die wegbrechende Unterstützung der US-Regierung für viele etablierte Nichtregierungsorganisationen (NGOs) im Bereich der freiwilligen Familienplanung hatte auch erste Auswirkungen auf die DSW.

Auf was freue ich mich im Jahr 2018? Welche Entwicklungen betrachte ich mit Sorge? Was wird 2018 für die politische Arbeit der DSW wichtig werden? Zwar weiß ich noch nicht, welche Überraschungen uns 2018 erwarten, aber klar ist: Die Überraschungen aus 2017 werden uns auch im kommenden Jahr noch beschäftigen. Im Bereich der freiwilligen Familienplanung gibt es für uns bei der DSW bereits jetzt drei Meilensteine für 2018.

1. Wir zeigen: Jugendliche sind der Schlüssel für eine nachhaltige Entwicklung

Jugendliche aus einem Projekt der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung in Kenia

Jugendliche können eine Chance auf Entwicklung in den ärmeren Regionen der Welt sein – wenn sie die Chance dazu bekommen.

Etwa ein Drittel der Afrikanerinnen und Afrikaner sind aktuell zwischen zehn und 24 Jahre alt. An diesen jungen Menschen wird sich entscheiden, ob es den Ländern südlich der Sahara gelingt, Armut langfristig hinter sich zu lassen und den Menschen ein selbstbestimmtes Leben in Wohlstand zu ermöglichen.

Im Februar wird die DSW eine neue Studie in Berlin vorstellen, die zeigt, dass Jugendliche, die gesund sind und über ihr eigenes Leben entscheiden können, der Schlüssel für eine nachhaltige Entwicklung sind. Die DSW ist sich sicher, dass die größte Jugendgeneration aller Zeiten ein Riesenpotential für Afrika bietet. Vorausgesetzt, die jungen Menschen bekommen eine gute Bildung und Gesundheitsversorgung. Dafür sind höhere öffentliche Investitionen notwendig.

Zu einer freien Entfaltung gehört auch, dass Jugendliche sich vor ungewollten Schwangerschaften und sexuell übertragbaren Krankheiten schützen können. Auch im kommenden Jahr werden voraussichtlich wieder mehr als zehn Millionen Kinder in Afrika südlich der Sahara zur Welt kommen, deren Mütter jünger als 20 Jahre sind. Schwangerschaften in diesem Alter sind höchst riskant: Die Sterblichkeitsrate ist bei sehr jungen Müttern am höchsten.

2. Wir beobachten die kanadische G7-Präsidentschaft

Spannend wird dieses Jahr ebenfalls der G7-Gipfel unter kanadischer Präsidentschaft. Der letzte G7-Gipfel in Kanada fokussierte stark auf Mütter- und Kindergesundheit, und die kanadische Regierung hat bereits Interesse geäußert das Thema zu vertiefen. Außerdem setzt die kanadische Entwicklungszusammenarbeit besonders auf Gleichberechtigung der Geschlechter, und es wird spannend zu sehen, wie sich das auf G7-Initiativen auswirkt. Allerdings gibt es schon jetzt Anzeichen, dass die US-Regierung nichts in diesem Bereich mittragen wird. Ich hoffe, dass sich in diesem Fall die anderen sechs großen Volkswirtschaften nicht gängeln lassen und ambitioniert voranschreiten.

3. Wir nehmen an der wichtigsten Konferenz zu freiwilliger Familienplanung teil

Familienplanung und Aufklärung im Senegal. (Foto: Jonathan Torgovnik/Getty Images)

Ein globaler Meilenstein für die freiwillige Familienplanung folgt dann im November 2018 mit der „International Conference on Family Planning“ im ruandischen Kigali. Sie findet seit 2009 alle zwei Jahre statt und bietet politischen Entscheidungsträger*innen, Forscher*innen und NGO-Vertreter*innen die Chance, auf Erfolge zu blicken, auf bestehende Schwächen hinzuweisen und einen ambitionierten Zielpfad für den universellen Zugang zu freiwilliger Familienplanung festzulegen. Es ist mehr als eine Konferenz: Es ist ein Energieschub für eine globale Bewegung. Die 3.500 Teilnehmenden bei der letzten Konferenz sprechen für sich.

Warum wir unsere Kräfte bündeln müssen

Eine Überraschung aus dem vergangenen Jahr wird uns vermutlich auch in 2018 schwer beschäftigen: In den kommenden Monaten wird das Wegbrechen der US-amerikanischen Unterstützung für viele Familienplanungsprogramme voll greifen. Die DSW ist schon jetzt direkt betroffen. Umso wichtiger ist, dass andere Länder und Regierungen sich nun stärker engagieren, damit die Fortschritte im Bereich Mütter- und Kindergesundheit nicht zunichte gemacht werden.

Unsere drei Meilensteine bieten dafür die Chance. Die Wahlen in Kenia haben auf lokaler Ebene zu teils drastisch verjüngten Amtsinhaber*innen geführt. Eine neue Bundesregierung hat sich hoffentlich bereits zum G7-Gipfel im Juni zusammengefunden und greift den Ansatz für stärkeres Engagement bei sexueller und reproduktiver Gesundheit auf. Ich bin mir sicher, dass wir die Herausforderungen meistern, wenn alle Akteure, denen die Entscheidungsfreiheit und Gesundheit jedes Einzelnen am Herzen liegen, ihre Kräfte bündeln.

Andreas Hübers leitet die internationale politische Arbeit der DSW und sitzt in unserem Berliner Büro.