Von jungen Menschen wird gerne behauptet, sie seien entweder zu jung oder zu unreif, um bestimmte Dinge tun zu können. Ausdrücke wie „die Jugend von heute“ und „diese Generation“ werden von der älteren Generation häufig negativ besetzt.

Doch schaffen gerade solche Aussagen ein Umfeld, in dem sich die Jugendlichen überfordert fühlen und in dem ihnen die Möglichkeit verwehrt wird, zu lernen und sich zu entwickeln – das muss sich ändern.

Die Volks- und Wohnungszählung 2019 in Kenia hat gezeigt, dass etwas mehr als 11,6 Millionen Menschen des Landes zwischen 18 und 35 Jahre alt sind. Diese Altersgruppe steht vor Herausforderungen wie Arbeitslosigkeit, Ungleichheiten in Gesundheit und Bildung sowie Armut und den damit verbundenen Folgen. Die Diskriminierung aufgrund ihres Alters hat daher verschiedenste Konsequenzen, die sich auf ihr Wachstum und ihre Entwicklung auswirken. Um diese Herausforderungen zu meistern, brauchen die Jugendlichen jede erdenkliche Hilfe.

Der Bericht über Altersdiskriminierung der Vereinten Nationen aus dem Jahr 2021 weist darauf hin, dass diese Diskriminierung, die Gesundheit und das Wohlergehen jedes Einzelnen – ob jung oder alt – beeinträchtigt. Sie ist ein Hindernis für die Umsetzung wirksamer politischer Maßnahmen zur Bekämpfung dieser Diskriminierung fördern. Der Bericht definiert Altersdiskriminierung als eine Situation, in der das Alter dazu benutzt wird, Menschen in einer Weise zu kategorisieren, die zu, Benachteiligung und Ungerechtigkeit führt und die Solidarität zwischen den Generationen untergräbt.

Die kenianische Verfassung ist in Bezug auf Gleichberechtigung und Diskriminierung eindeutig, denn sie sieht in Kapitel 4 vor, dass der Staat und andere Personen niemanden aus irgendeinem Grund, einschließlich des Alters, unmittelbar oder mittelbar diskriminieren dürfen. Sie sieht auch vor, dass der Staat gesetzgeberische und andere Maßnahmen ergreift, wie z. B. positive Maßnahmen und Strategien zur Beseitigung von Diskriminierung, um diese Rechte zu gewährleisten.

Das diesjährige Thema des Internationalen Tags der Jugend ruft zur Solidarität zwischen den Generationen auf: Eine Welt für alle Altersgruppen zu schaffen. Es ist an der Zeit, die Kluft zwischen den Generationen zu überwinden. Junge Menschen leben nicht in einem Vakuum; sie lernen und entwickeln sich innerhalb der Gesellschaft. Ohne die Unterstützung dieser Gesellschaft bekommen sie die Auswirkungen von Altersdiskriminierung oft noch stärker zu spüren. Einige dieser Folgen sind nachhaltig, sie beeinträchtigen das Zugehörigkeits- und Selbstwertgefühl der Jugendlichen und führen zu noch mehr Ungleichheiten im späteren Leben.

Es ist daher unserer Verantwortung, als staatliche und nicht staatliche Akteure, politische Maßnahmen zu entwickeln und Gesetze zu erlassen, die die Jugendlichen einbeziehen und ihre Bedürfnisse berücksichtigen. Zudem müssen wir ein Umfeld schaffen, das es jungen Menschen ermöglicht, eine Führungsrolle in der Politik, im Unternehmertum, im Beruf und in anderen Lebensbereichen zu übernehmen. Sie müssen sich auch um ihre Gesundheit kümmern, einschließlich der reproduktiven Gesundheit, die ein wichtiger Faktor für ihr Wohlbefinden ist. Es ist unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass junge Menschen auf allen Ebenen der Gesellschaft Informationen und Dienstleistungen erhalten, damit sie fundierte Entscheidungen treffen können.

Wir müssen auch bei der Schaffung von sicheren und integrativen Räumen, in denen alle Generationen ohne Diskriminierung und Stigmatisierung interagieren können, eine Vorreiterrolle spielen. Dies beginnt mit Gesprächen über das Altern, die gesünder und umfassender sind, denn auch junge Menschen tragen durch die Diskriminierung älterer Menschen zur Altersdiskriminierung bei. Daher brauchen wir eine Plattform, auf der alle gleichbehandelt werden, damit generationenübergreifende Probleme angesprochen und dauerhafte Lösungen gefunden werden können. Diese wird auch ein offener Kanal sein, durch den die Gesellschaft die Auswirkungen von Altersdiskriminierung in allen Altersgruppen erfährt und ein Verständnis entwickeln kann für die Faktoren, die dieses Phänomen antreiben und wie man damit umgeht.

Altersdiskriminierung überschneidet sich mit anderen Formen der Voreingenommenheit, wie z. B. dem Sexismus. Daher müssen wir all diese Faktoren, die junge Menschen daran hindern, ihr volles Potenzial auszuschöpfen und einen Beitrag zur gesellschaftlichen Entwicklung zu leisten, auf mehreren Ebenen und mit unterschiedlichen Schwerpunkten angehen. Wir müssen uns bemühen, das Bewusstsein zu schärfen, indem wir die für jede Altersgruppe die am besten geeigneten Kanäle nutzen, um auf Diskriminierung wegen des Alters und damit verbundene Faktoren hinzuweisen.

All dies kann nicht ohne Forschung und Datenerhebung erreicht werden, die die Grundlage für die Formulierung und Umsetzung politischer Maßnahmen sowie für die Mobilisierung von Ressourcen bilden. Wichtig ist, dass die verschiedenen Interessengruppen schon heute gemeinsam handeln, um sicherzustellen, dass Diskriminierung aufgrund des Alters gar nicht erst vorkommt.

Wir können junge Menschen nicht befähigen, ohne sinnvoll mit ihnen zusammenzuarbeiten, ihre Probleme anzusprechen und ihr Wohlergehen und ihre Entwicklung zu fördern.

Und wie UN-Generalsekretär Antonio Guterres sagte: „Die Bekämpfung von Altersdiskriminierung ist entscheidend für die Schaffung einer gleichberechtigteren Welt, in der die Würde und die Rechte jedes Menschen geachtet und geschützt werden.

Dieser Artikel wurde von Evelyn Samba, Direktorin der DSW Kenia, verfasst und erstmals am 12. August 2022 im Standard veröffentlicht.