Für Milliarden von Frauen ist es Alltag, jeden Monat aufs Neue: die Menstruation. Jede Frau verbringt im Durchschnitt acht Jahre mit ihrer Monatsblutung. Ein ganz normaler biologischer Prozess, der die Fortpflanzung des Menschen garantiert.

Dennoch wird die Menstruation je nach Kultur sehr unterschiedlich behandelt. In vielen Kulturen gelten menstruierende Frauen als unrein und werden aus der Gesellschaft ausgegrenzt. Oftmals wird über die Periode geschwiegen, statt offen darüber zu sprechen – und wenn, dann meist beschämt hinter hervorgehaltener Hand. Die mitschwingende Scham gründet meistens in Mythen, Stigmas und Gendernormen.

Das Problem dabei ist, dass heranwachsende Mädchen oft nicht verstehen, was mit ihrem Körper passiert, wenn sie ihre erste Periode bekommen. Oft sind sie zu ängstlich und beschämt, um mit jemanden darüber zu sprechen. In Entwicklungsländern haben unzureichende Aufklärung und mangelnde Hygieneversorgung nicht nur Krankheiten und Infektionen zur Folge, sondern sind auch Grund dafür, dass Mädchen häufiger den Unterricht verpassen, keinen Schulabschluss schaffen, als Minderjährige verheiratet werden und ungewollt Schwanger werden.

Selbstgenähte Damenbinden ermöglichen vielen Mädchen eine bessere Gesundheit und ein unbeschwerteres Leben: sie bleiben seltener der Schule fern.

 

Menstruationsrituale weltweit

Indien

Vor allem in ländlichen Regionen, werden Frauen oft während ihrer Menstruation isoliert: Die Küche darf nicht betreten werden, verheiratete Frauen schlafen nicht mit ihrem Ehemann im Bett, und Mädchen dürfen nicht draußen spielen. Außerdem besuchen viele Frauen während ihrer Menstruation keine Tempel und religiöse Zeremonien. Teilweise gibt es an Tempeln noch Schilder mit der Aufschrift „Keine Kameras, keine Schuhe, keine menstruierenden Frauen“.

Uganda

In Uganda ist es die Aufgabe der Tante, ihre Nichte über die Menstruation, Sexualität und das Kinderkriegen aufzuklären. Trotz der Aufklärung ist die Menstruation auch in Uganda ein Tabu-Thema, das mit „Unreinheit“ in Verbindung gebracht wird: Die Mädchen müssen während ihrer Periode zuhause bleiben und dürfen nicht kochen.

Nepal

Nach der „Chhaupadi“ – Tradition werden auch in Nepal menstruierende Frauen aufgrund ihrer „Unreinheit“ vom gesellschaftlichen Leben isoliert. Sie verbringen ihre Zeit in ungeschützten Lehmhütten. Das Betreten von öffentlichen Wasserquellen und das Berühren von Familienangehörigen, Tieren und Pflanzen ist verboten.

Japan

„Sie hat ihre ersten Gezeiten“ so heißt es in Japan, wenn ein Mädchen das erste Mal ihre Periode bekommt. Es ist eine Anspielung auf das mütterliche Meer. Die Menstruation ist hier ein heiliges Zeichen. Es wird ein traditionelles Fest gefeiert, und die Mädchen werden beschenkt und bekocht.

Ein selbstbestimmtes Leben – auch für menstruierende Menschen

Eine Feier zur ersten Periode ist selten. Das Gegenteil ist der Fall: Acht Jahre, die Frauen im Durchschnitt mit ihrer Monatsblutung verbringen, bedeuten für viele acht Jahre der Ausgrenzung – ihnen wird die Chance auf ein eigenständiges und selbstbestimmtes Leben genommen. Deswegen ist der Menstrual Hygiene Day ein wichtiger Anlass um das Schweigen zu brechen, die Scham abzulegen und Frauen weltweit eine Stimme – ein selbstbestimmtes Leben –  zu geben.