In der Amhara-Region im Norden Äthiopiens, einer abgelegenen Gegend rund um die Quelle des Nils, bestehen noch immer viele Praktiken, die verhindern, dass Mädchen und Frauen ein gesundes und selbstbestimmtes Leben führen können. Besonders verbreitete Hindernisse sind ungewollte Schwangerschaften und Mangelernährung.

Um die Ernährung von Frauen zu verbessern und Gleichberechtigung zu stärken, haben wir ein dreijähriges Projekt gestartet, das vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert wird. Hierfür arbeiten wir eng mit der ortsansässigen Amharan Development Association (ADA) zusammen, die sich seit über 20 Jahren für Gesundheit und Bildung in der Region einsetzt.

Hohe Zahl ungewollter Schwangerschaften ist eine große Herausforderung

Eine der größten Herausforderungen für die Menschen in der Amhara-Region ist die hohe Zahl ungewollter Schwangerschaften. Oft haben Mädchen und Frauen keinen Zugang zu Informationen über ihren Körper oder zu Verhütung. Gleichzeitig sind viele der jungen Mütter mangelernährt. Dies hängt vor allem mit schädlichen Praktiken zusammen, die Frauen strukturell benachteiligen: Beispielsweise ist es üblich, dass zuerst Jungen und Männer beim Essen zugreifen dürfen. Frauen und Mädchen essen das, was übrig bleibt, und das ist oftmals nicht genug.

Das kann gefährlich werden. Zum Beispiel haben Frauen einen höheren Eisenbedarf als Männer. Wenn dieser langfristig nicht gedeckt wird, kann das die Entwicklung des Gehirns beeinflussen, Konzentrationsstörungen hervorrufen und den Menstruationszyklus stören. Besonders wichtig sind die Nährstoffe während der Schwangerschaft. Nährstoffmangel schadet auch dem ungeborenen Kind. Das Geburtsgewicht von 2,5 Kilogramm erreichen viele Neugeborene in der Amhara-Region nicht, sodass sie schon bei ihrem Start ins Leben große gesundheitliche Hürden überwinden müssen.

Jugendberater*innen informieren andere Jugendliche

In unseren Workshops bilden wir Jugendberater*innen aus und schulen sie darin, welche Nährstoffe Mädchen und Frauen benötigen, um gesund zu bleiben. Gleichzeitig lernen sie, wie sie sich vor ungewollte Schwangerschaften schützen und dieses Wissen in den Jugendklubs vor Ort weitergeben können. Durch Moderationstrainings stärken wir sie darin, ihre Meinung zu sagen und für sich einzustehen. So werden sie Fürsprecher*innen für ihre eigenen Bedürfnisse.

Doch auch die Gemeinden müssen mit einbezogen werden, damit die Mädchen und Frauen sich Gehör verschaffen können. Mit rund 500 Gemeindedialogen, in denen unter Anleitung über schädliche Praktiken und Frauengesundheit diskutiert wurde, nahmen über 10.000 Gemeindemitglieder teil. Und auch in den kommenden Jahren, setzen wir uns auf diesen Ebenen für die Rechte der Mädchen und Frauen ein: Wir schulen Jugendliche in den Bereichen Ernährung und Verhütung, sensibilisieren die Gemeinden für ihre Bedürfnisse und Rechte. So unterstützen wir eine nachhaltige Veränderung in der Amhara-Region.