DSW-Entwicklungszusammenarbeit: Wie läuft das in Uganda?

Nassiwa Irene (24) strahlt vor Stolz, wenn sie auf ihren ein Viertel Hektar großen Garten mit 50 Kaffeepflanzen blickt. Sie lebt im Distrikt Mityana, etwa 70 Kilometer westlich von Kampala, der Hauptstadt Ugandas. Im Jahr 2018 suchte die Hanns R. Neumann Stiftung (HRNS) für das Programm TeamUp Uganda junge Menschen, die an einem Praktikum in der Landwirtschaft interessiert waren. Nassiwa erfuhr von einer Nachbarin von dem Angebot. So läuft das in Uganda – über Nachbarn, Verwandte und Freunde machen Neuigkeiten hier am schnellsten die Runde.

Das TeamUp-Konzept: Alle bringen sich ein!

Das jährliche Pro-Kopf-Einkommen in Uganda liegt bei knapp 1.800 US-Dollar. Uganda ist damit eins der ärmsten Länder der Welt. Die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW), die Hanns R. Neumann Stiftung, die Sieamens Stiftung und das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) haben mit TeamUp ein Programm ins Leben gerufen, das jungen Menschen Perspektiven bietet. Mit Angeboten rund um sexuelle und reproduktive Gesundheit spricht die DSW Themen an, die vielerorts ein Tabu sind. Weil junge Menschen nur wenig über Verhütung und Sexualität wissen, werden viele Mädchen bereits im Teenageralter Mutter. Ihre Schule oder Ausbildung können sie dann meist nicht beenden. Auch ermutigt die DSW junge Menschen, ihre Bedürfnisse in der Lokalpolitik geltend zu machen. Die Siemens Stiftung bringt ihre Expertise in Wasserversorgung mit ein und die Hanns R. Neumann Stiftung (HRNS) unterstützt junge Menschen dabei, sich über Landwirtschaft ein Einkommen zu sichern. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung fördert das Programm finanziell. Die Partnerorganisationen erreichen durch ihre Zusammenarbeit eine größere Zielgruppe, als es ihnen mit Einzelaktivitäten möglich wäre, können intensiver mit den Jugendlichen arbeiten und ganzheitliche Effekte erzielen. Umgesetzt wird das Programm im Distrikt Mityana.

 

Für Nassiwa war schnell klar, dass sie mit TeamUp mehr über Landwirtschaft lernen wollte. Inzwischen bietet sie anderen jungen Menschen die Hilfestellung, die ihr ihre Nachbarin vor zwei Jahren geleistet hat, und geht sogar noch darüber hinaus. Von der ugandischen Partnerorganisation der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW) ließ sie sich zur Jugendberaterin ausbilden. In DSW-Jugendklubs spricht sie seitdem regelmäßig mit anderen jungen Menschen über freiwillige Familienplanung und den Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten. Diese tragen ihr neu erlangtes Wissen wiederum an Gleichaltrige weiter und so weiter. So läuft das in Uganda – alle bringen sich ein und geben Neues weiter. 50.000 junge Menschen nehmen am TeamUp-Programm teil.  Um sie zu fördern und ihnen neue Perspektiven aufzuzeigen, waren für das Jahr 2020 verschiedenste Aktivitäten vorgesehen. Dann kam Corona und alles musste umgeplant werden.

Strenge Corona-Maßnahmen erschweren Entwicklungszusammenarbeit

Wie in vielen Ländern Afrikas traten auch in Uganda innerhalb kürzester Zeit strenge Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie in Kraft. Hohe Fallzahlen wie in Europa oder den USA konnte sich das ostafrikanische Land nicht leisten, zu fragil ist dort das Gesundheitssystem, zu begrenzt die Krankenhausbetten. Etwa fünf Krankenhausbetten gibt es in Uganda pro 10.000 Einwohner*innen, in Deutschland sind es 83. Die Unterbindung von Menschenansammlungen und das Tragen von Mund-Nasen-Bedeckungen zur Eindämmung der Infektionskrankheit kennen wir seit März diesen Jahres auch in Deutschland. In Uganda kommen strikte Ausgangssperren hinzu, an die sich die Menschen zu halten haben. Mit geschlossenen Schulen und Gemeindezentren sowie stark reduzierten Leistungen in Gesundheitszentren gingen auch fehlende Angebote für Sexualaufklärung einher. Weil dort in der Regel auch die Verteilung von Verhütungsmitteln stattfindet, bricht für viele junge Menschen in Uganda und anderen afrikanischen Ländern eine wichtige, niederschwellige Anlaufstelle für Kontrazeptiva komplett weg. Außerdem stützte sich das TeamUp Programm vor allem auf den bewährten persönlichen Kontakt junger Menschen untereinander. Das ist aber seit März weitgehend verboten. Um an die Erfolge der letzten Monate anzuknüpfen, mussten Lösungen her, und zwar schnell.

Bei TeamUp trifft man sich online

Wie in vielen anderen Ländern setzen diese Lösungen vor allem auf eins: digitale Kommunikation. Zoom, Skype und WhatsApp ersetzen in Zeiten von Covid-19 auch bei der DSW persönliche Treffen. Auch regelmäßige Telefonate helfen, damit die DSW-Partnerorganisation vor Ort den Kontakt zu den Jugendlichen nicht verliert und ein Austausch zu den Themen freiwillige Familienplanung und sexuell übertragbaren Krankheiten weiterhin stattfindet. Über die Zusammenarbeit mit Radiosendern wird zusätzlich Kontakt mit der jungen Zielgruppe aufgenommen. Durch Themensendungen können zum Beispiel Infoveranstaltungen ersetzt werden. Die einzelnen Sendungen werden außerdem auf der TeamUp-Webseite digital gespeichert und dauerhaft zur Verfügung gestellt. Das schafft nicht nur Flexibilität, sondern hat sich auch als äußerst effizient herausgestellt. Wo vor Corona an mehreren Orten Veranstaltungen zu nur einem Thema organisiert wurden, genügt jetzt ein Link.

TeamUp setzt Dialoge zu Familienplanung und sexuell übertragbaren Krankheiten fort

Ronald Nsubuga. Bild: TeamUpDass die TeamUp-Arbeit weitergeht, freut auch Ronald Nsubuga (29). Der junge Mann aus dem Dorf Kakubansiri im Distrikt Mityana hat sich früher eher klein gemacht. Niemals hätte er gedacht, dass er mal Einfluss auf seine Gemeinde nehmen würde. Zu gering war sein Selbstvertrauen. Das änderte sich jedoch, als er durch eine Dorfversammlung von TeamUp erfuhr. Gemeinsam mit anderen jungen Leuten absolvierte er Schulungen zu Sexualität, Gesundheit und der Leitung von Jugendklubs. Inzwischen hat er sich in der Gemeinde als Sprachrohr der verschiedenen Jugendgruppen einen Namen gemacht. Als sogenannter DSW-Jugendchampion setzt er sich mit verschiedenen Gemeindemitgliedern und lokalen Führungskräften zusammen, um sich auf politischer Ebene für die Bedürfnisse von Jugendlichen zu engagieren. „Mein Engagement für die DSW hat mir geholfen, mich in einem neuen Licht zu sehen. Ich bin so voller Selbstvertrauen. Es fühlt sich gut an, dass ich Gleichaltrigen helfen kann, ein gesünderes Sexualleben zu führen“, erzählt Ronald stolz. Neben seiner politischen Arbeit ist Ronald auch als Jugendberater in einem DSW-Jugendklub tätig. Dort spricht er direkt mit Jugendlichen und klärt sie über Verhütung und sexuell übertragbare Krankheiten auf. Früher persönlich, jetzt über WhatsApp und Telefon – so läuft das in Uganda.

Weitere Informationen unter www.teamupug.org oder der Projektseite der DSW.

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