Die Covid-19-Pandemie hat nicht nur weltweit großes menschliches Leid und wirtschaftliche Verluste verursacht, sondern auch uns allen einmal mehr gezeigt: Gesundheit ist nicht selbstverständlich!

Pandemien wird es immer geben. Covid-19 ist nicht die erste Pandemie und wird auch nicht die letzte sein. Es gibt mehrere hundert verschiedene bekannte Viren, die die nächste Pandemie auslösen könnten – und viele weitere, die wir noch nicht kennen. In den letzten Jahrzehnten kam es häufiger zu lokal begrenzten Krankheitsausbrüchen – auch Epidemien genannt. Die letzte große Epidemie, an die wir uns alle erinnern, war der Ebola-Ausbruch in Westafrika 2014/2015. Schon damals hat die Staatengemeinschaft Erfahrungen ausgewertet und wichtige Lehren gezogen, um Krankheiten effektiv einzudämmen. Die Corona-Pandemie zeigt, dass diese Lehren nun auch konsequent umgesetzt werden müssen. Um weitere Pandemien zu verhindern, müssen wir drei Dinge umgehend angehen:

1. Mehr Fördermittel für Impfstoffe gegen neu auftretende Infektionskrankheiten bereitstellen

Ein wesentlicher Bestandteil der Pandemievorsorge ist die Forschung zu und Entwicklung von Impfstoffen gegen neu auftretende Infektionskrankheiten. Das ist eine Lehre, die auch schon aus der Ebola-Epidemie gezogen und sogar mit einer neuen Organisation umgesetzt wurde: Im Jahr 2017 wurde die internationale, öffentlich-private Partnerschaft ‘Coalition for Epidemic Preparedness Innovations’ (kurz: CEPI) gegründet. CEPI ist ein Bindeglied zwischen Regierungen, der Pharmaindustrie, Regulierungsbehörden, Universitäten, philanthropischen Stiftungen und globalen Gesundheitsorganisationen. Ihre Aufgabe ist es, die Entwicklung von Impfstoffen gegen neu auftretende Infektionskrankheiten zu beschleunigen. Außerdem soll CEPI dazu beitragen, dass die Bevölkerung bei Ausbrüchen einen gerechten Zugang zu diesen Impfstoffen hat.

Der Schlüssel zum Erfolg von CEPI sind wie so oft Fördergelder. Um beispielsweise Notimpfstoffe schnell entwickeln zu können, muss man schon vorab in Prototype von Impfstoffkandidaten investieren, bevor eine Krankheit ausbricht. Mit diesen Prototypen kann die Zeit zwischen einem Ausbruch und der Verfügbarkeit des nächsten Impfstoffs erheblich verkürzt werden. Dafür braucht CEPI jetzt genug Geld: insgesamt 3,5 Milliarden US-Dollar für die nächsten fünf Jahre. Das hört sich viel an, ist aber im Vergleich zu den Auswirkungen einer Pandemie eine lohnende Investition – das hat die Corona gezeigt. Um die verheerenden Folgen von Ausbrüchen einzudämmen, braucht es ausreichend Fördermittel für Impfstoffe gegen neue Infektionskrankheiten.

Auch wenn wir uns mit Impfstoffen vor Pandemien schützen und sie bekämpfen, dürfen Medikamente und Tests nicht vergessen werden. Diese müssen parallel entwickelt und ergänzend zu den Impfstoffen eingesetzt werden.

2. Gesundheitssysteme stärken – nicht nur für Notfallsituationen

Wenn es dann geeignete, wirksame und sichere Impfstoffe, aber auch Tests und Medikamente, gegen einen neuen Erreger gibt, müssen sie auch alle Menschen weltweit erreichen. Das erfordert starke, funktionierende und wirksame Gesundheitssysteme. Die Stärkung der Gesundheitssysteme ist das Kernstück der Pandemievorsorge – doch sollten diese nicht nur für solche Notfallsituationen ausgelegt sein.

Denn die medizinische Grundversorgung muss ebenso hohe Priorität haben wie die Notfallversorgung. Während der Ebola-Epidemie und auch der Covid-19-Pandemie brachen andere Gesundheitsdienste zusammen und es herrschte weltweit großer Personalmangel. Die Folgen waren katastrophal: schlechterer Zugang zur Behandlung, mehr Todesfälle durch andere Infektionskrankheiten wie Tuberkulose und steigende Mütter- und Kindersterblichkeit besonders in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen.

Impfstoffe gegen neu auftretende Infektionskrankheiten und stärkere Gesundheitssysteme sind unerlässlich, aber auch kostspielig und erfordern politischen Willen und politisches Handeln.

3. Politisches Engagement und Zusammenhalt vertiefen

Spätestens jetzt sollte eines klar sein: Gesundheit geht uns alle an. Egal, wie alt wir sind, in welchem Land wir leben oder welche Partei wir wählen. Für Regierungen und Parlamente bedeutet dies, dass sie schon jetzt mehr dafür tun müssen, um sich auf Pandemien vorzubereiten und um ihre Folgen für alle Menschen – egal ob reich oder arm – so gering wie möglich zu halten. Ohne internationale Zusammenarbeit und Solidarität auch innerhalb von Gesellschaften wird das nicht gehen.

Jetzt ist der beste Zeitpunkt, die Weichen dafür zu stellen! Die neue Bundesregierung, die 2022 auch den Vorsitz der G7-Gruppe übernommen hat, kann das Momentum der Covid-19-Pandemie nutzen, um eine bessere, koordinierte, globale Pandemiereaktion voranzutreiben. So könnte beispielsweise ein internationaler Pandemievertrag zu einer besseren Zusammenarbeit und klaren Regeln bei künftigen Pandemien beitragen.

Deutschland sollte sein Engagement für globale Gesundheit ausbauen und gleichzeitig andere Geberländer – auch während der G7-Präsidentschaft – dazu inspirieren, ebenfalls starke Finanzzusagen in die Pandemievorsorge zu machen. Der Erfolg hängt auch vom Engagement der einzelnen Länder ab, denn klar ist: mehr Geld = bessere Pandemievorsorge = schnellerer Fortschritt!