[x_feature_headline type=“left“ level=“h6″ looks_like=“h6″ icon=“bookmark“]Gastbeitrag von Joram Kironde[/x_feature_headline]

Ich heiße Joram Kironde, bin 21 Jahre alt und eine sogenannter Youth Champion im GeNext-Projekt der DSW in Uganda. Das heißt, ich kläre andere Jugendliche auf und informiere sie über ihre Rechte im Bereich Sexualität.

Ich selbst stamme aus einfachen Verhältnissen. Einige meiner Freundinnen und Cousinen haben die Schule abgebrochen, wurden zu Hause rausgeworfen, weil sie ungewollt schwanger geworden waren, und mussten sich dann mit Kinderarbeit oder Prostitution über Wasser halten. Diese Geschichten haben mich beeinflusst und deshalb habe ich beschlossen, mich für Sexualaufklärung von Gleichaltrigen einzusetzen. Obwohl die meisten Jugendlichen in Uganda schon mal etwas über sexuelle und reproduktive Gesundheit gehört haben, wissen nur wenige genauer darüber Bescheid.

Wenn junge Menschen nur Sorgen haben, sind das schlechte Voraussetzungen für ein erfolgreiches und gutes Leben. Die Vorstellung, dass irgendwann der Großteil der Bevölkerung aus Schulabbrechern besteht, die ihr eigenes Leben nicht finanzieren können, macht mich unfassbar traurig.

Lange Zeit wusste ich nicht, wie ich den Themen Aufklärung und sexuelle Gesundheit für Jugendliche Gehör verschaffen sollte. „Steh auf und sag deine Meinung!“. Das ist etwas, dass ich bei den Workshops des GeNext-Projekts gelernt habe. Ich habe angefangen meine Erfahrungen und Ideen mit anderen zu teilen: in Workshops, Veranstaltungen und Videos auf YouTube. Heute kann ich selbstbewusst vor Tausenden jungen Menschen sprechen, die Anliegen Jugendlicher im Stadtrat vertreten und vor Personen mit Entscheidungsbefugnis präsentieren.

Jeder gab die Verantwortung an den Nächsten weiter

Trotzdem war ich aufgeregt, als der GeNext-Projektleiter mich bat, alle wichtigen Personen mit Entscheidungsbefugnis in meiner Stadt für die sexuelle und reproduktive Gesundheit Jugendlicher an einen Tisch zu bringen. In der Nacht vor dem Treffen mit Politiker*innen, religiösen Vertreter*innen, Jugendlichen, Lehrer*innen, Eltern und Gesundheitskräften konnte ich kein Auge zumachen. Gleichzeitig wurde mit der Veranstaltung für mich auch ein Traum wahr.

Nahaufnahme einer Gesundheitsmitarbeiterin, die einen HIV-Test mit einem jungen Mann macht

Über Sexualität und sexuell übertragbare Krankheiten zu sprechen ist nicht einfach. Da ist auch das Gesundheitspersonal gefragt. Dabei ist das Wissen über eine HIV-Infektion nur einen Pieks entfernt.

Während des Treffens gab jeder die Verantwortung an den nächsten weiter. Eltern bestanden darauf, dass es Sache der Lehrer*innen sei mit den Jugendlichen über Sexualität zu sprechen. Die Lehrer*innen sagten, das Thema sei ihnen unangenehm, und sahen die Aufgabe eher bei den religiösen Vertreter*innen. Die wiederum meinten, über Aufklärung und Sexualität könne nur im Rahmen von Veranstaltungen gesprochen werden, die von der Gemeinde organisiert werden. Bevor die Gesundheitskräfte etwas sagen konnten, meldeten sich ein paar Jugendliche und kritisierten, dass es sehr schwierig sei, in Gesundheitszentren eine Behandlung bei sexuell übertragbaren Krankheiten zu bekommen.

Dann war mein Moment gekommen, um für eine Zusammenarbeit aller Beteiligten zu werben. Wir einigten uns auf eine Lösung, die sicherstellte, dass Jugendliche ab sofort ausreichend Informationen über Sexualität, Gesundheit und ihre Rechte in diesem Bereich bekommen sollten.

Mein Leben – meine Entscheidungen

Heute hat in der Gemeinde niemand mehr Angst über Sexualität zu sprechen. Mein Team und ich arbeiten Hand in Hand mit Gesundheitskräften, Lehrer*innen, Eltern und der religiösen, kulturellen und lokalen Meinungsführerschaft. Überall, wo wir Youth Champions mit unseren Aufklärungsangeboten für Jugendliche auftauchen, stehen uns jetzt die Türen offen. Damit ist der Slogan des Projekts „Mein Leben – meine Entscheidungen“ für die jungen Menschen in meiner Gemeinde wahrgeworden. Und ich bin sehr stolz darauf, ein Youth Champion zu sein!

Über die Autorin: Joram Kironde ist Youth Champion in der Stadt Nsangi im Distrikt Wakiso in Zentral-Uganda. Im Rahmen des GeNext-Projekts nahm sie an mehreren Workshops teil und informiert seither andere Jugendliche. Während des dreijährigen Projekts (2015–2017) haben insgesamt mehr als 32.000 junge Menschen zwischen 15 und 24 Jahren von Gleichaltrigen Informationen über Sexualität und Verhütung erhalten.

Übersetzung und Zusammenfassung: Leonie Müßig