Dieser Blogbeitrag, wurde erstmals am 22. September 2021 auf der englischen Website der DSW veröffentlicht. Er ist ein gemeinsamer Beitrag mit IPPF unter dem Dach von Countdown2030 Europe.

Jedes Jahr wird der Weltverhütungstag am 26. September auf der ganzen Welt begangen. Der Tag wurde im Jahr 2007 ins Leben gerufen. Er soll das Bewusstsein für moderne Verhütungsmittel und das Recht jedes*r Einzelnen stärken, selbst zu entscheiden, ob, wann und mit wem er*sie Kinder haben möchte. In den letzten Jahrzehnten gab es zwar erhebliche Fortschritte beim Zugang zu Verhütungsmitteln und in der Forschung, die die Möglichkeiten des*r Einzelnen, Entscheidungen über die eigene sexuelle und reproduktive Gesundheit zu treffen, erweitert haben, aber es bleibt noch einiges zu tun. Deswegen setzt sich die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW) jeden Tag aufs Neue dafür ein, dass mehr Jugendliche, insbesondere in Ostafrika, Zugang zu Verhütungsmitteln erhalten. Denn fast jede zweite Frau im Alter von 15 bis 49 Jahren in Afrika südlich der Sahara, die eine Schwangerschaft verhindern möchte, kann nicht verhüten.

Die Versorgung und der Zugang zu Verhütungsmitteln waren während der Coronapandemie unterbrochen. Junge Menschen waren davon besonders betroffen.  Am Weltverhütungstag feiern wir gemeinsam mit unseren internationalen Partnern, wie z.B.  der International Planned Parenthood Federation (IPPF) oder dem Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (United Nations Population Fund, UNFPA) junge Menschen von Malawi bis Jamaika, Uganda bis Mali, die ihre Altersgenossen dabei unterstützen, informierte Entscheidungen über ihre sexuelle und reproduktive Gesundheit zu treffen.

 

Kondwani (22) von der Youth Action Movement (YAM), Family Planning Association Malawi. Foto © IPPF/Tommy Trenchard

„Die meisten von ihnen kommen wegen Kondomen her, aber ich verteile sie nicht einfach. Ich frage sie: Wie benutzt man ein Kondom? Welchen Nutzen hat es, welche Vorteile bietet es?“

In Chigude, einem ländlichen Dorf in Malawi, informieren Kondwani und andere Freiwillige Jugendliche über sexuelle und reproduktive Gesundheit. Die Freiwilligen wollen ihr Wissen mit Gleichaltrigen teilen. Sie treffen sich regelmäßig und wenden sich an junge Menschen in Schulen, Universitäten und in den sozialen Medien.

Lesen Sie hier mehr über Kondwanis Arbeit (in Englisch).

 

Abdoulaye Camara, Leiter des Youth Action Movement (YAM) Dance Troupe, Bamako, Mali. Foto © IPPF/Xaume Olleros

 

 

„Wir lenken sie mit Tanz und Humor ab und vermitteln ihnen dann wichtige Botschaften über Sex, ohne ihnen zu nahe zu treten. Wir machen deutlich, dass es nicht darum geht, sie zu beschämen oder sie vorzuführen, sondern einfach zu erklären, wie diese Dinge passieren.“

Abdoulaye ist Leiter der Tanztruppe des Youth Action Movement, einer  Jugendbewegung, die zur Association Malienne pour la Protection et la Promotion de la Famille (AMPPF) gehört. Sie nutzen Tanz und Comedy, um über Sex zu sprechen und einem Publikum, das oft mit solchen Themen überfordert ist und sich dafür schämt, Botschaften zu vermitteln, die von der Verwendung von Kondomen bis zur Warnung vor der Einnahme gefälschter Antibiotika reichen.

Lesen Sie hier mehr über Abdoulayes Arbeit (in Englisch).

 

Lucy Melvin (22) von der Link Empowerment Initiative in Githurai, Nairobi (Kenia).

„Ich habe das Gefühl, dass sich seit dem Beginn der Pandemie vieles verändert hat. Zuerst wurden viele Aktivitäten, die wir früher im Jugendzentrum durchgeführt haben, eingestellt. Der Zugang zu Diensten und Informationen der sexuellen und reproduktiven Gesundheit hat sich im Folgenden ebenfalls verschlechtert, und deshalb werden viele junge Menschen, vor allem Mädchen, schwanger, weil niemand da ist, der sie anleitet und mit ihnen über Familienplanung und die Verwendung von Verhütungsmitteln spricht.“

Lucy ist Mitglied der Link Empowerment Initiative und beteiligt sich an Aktivitäten, die darauf abzielen, junge Menschen über sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte (SRGR) sowie Verhütung und Familienplanung aufzuklären. Sie erreicht viele Jugendliche in der Gemeinde mit den richtigen Informationen und vermittelt ihnen Fähigkeiten, die sie nutzen können, um ihr Leben zu verbessern.

Candice (18) von der Youth Advocacy Movement YAM), Jamaica Family Planning Association. Foto © IPPF/Ryan Riley

„Ich habe gesehen, wie Teenager schwanger wurden, weil sie nicht wussten, wie sie eine Schwangerschaft verhindern konnten. Ich dachte mir, ich könnte helfen, indem ich mich selbst informiere, es auf mich anwende und mit den Menschen um mich herum spreche und sie über sexuelle Gesundheit und Rechte aufkläre. Ich wollte einfach für mich selbst lernen und das Wissen weitergeben.“

Candice nutzt ihr Wissen und ihr Engagement beim Youth Advocacy Movement (YAM), um Gleichaltrige über ihre sexuelle Gesundheit und ihre Rechte aufzuklären, in der Hoffnung, dass sie eine informierte Entscheidung treffen, wenn sie Sex haben wollen.

Lesen Sie hier mehr über Candices Arbeit (in Englisch).

 

John Jessy (22) DSW – Action4Health Uganda, Youth Champion, Uganda.

„Es ist sehr wichtig junge Menschen mit genauen Informationen zu versorgen, damit sie fundierte Entscheidungen treffen können. Es hat sich als wirksames Mittel erweisen, wenn in Geseundheitseinrichtungen sogenannte Jugendbereiche – also Räume, in denen junge Menschen Gesundheitsdienste, einschließlich Dienste der sexuellen und reproduktiven Gesundheit in Anspruch nehmen können – eingerichtet werden. So können junge Menschen besser erreicht werden.“

Lesen Sie hier mehr über John Jessys Arbeit (in Englisch).

 

 

Jüngste Daten von UNFPA haben gezeigt, dass in einem Jahr der Coronapandemie fast 12 Millionen Frauen weltweit der Zugang zu Verhütungsmitteln verwehrt blieb, was zu 1,4 Millionen ungewollten Schwangerschaften führte. Vor diesem Hintergrund geben die Ergebnisse des Berichts Donors Delivering for SRHR 2021, der jährlich gemeinsam von der DSW und dem Europäischen Parlamentarischen Forum für sexuelle und reproduktive Rechte (EPF) veröffentlicht wird, Anlass zur Sorge. Der Bericht zeigt, dass bereits vor der Coronapandemie die ODA-Zahlungen der OECD-DAC-Geber für sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte (SRGR) sanken. Im Jahr 2019 fielen sie um mehr als eine Milliarde US-Dollar geringer aus als 2018.

Angesichts der pandemiebedingten Rückschritte in diesem Bereich müssen die Geber jetzt mehr denn je aktiv werden und zusammenarbeiten, um die Finanzierungslücke zu schließen und damit gerechte und dauerhafte Fortschritte für alle zu erzielen. Die jüngsten Schritte der Europäischen Union, die Bedeutung von SRGR in ihrem neuen Gender-Aktionsplan (GAP III) anzuerkennen, sind zwar ein wichtiger Schritt nach vorn, doch es ist von entscheidender Bedeutung, dass die EU nun konkrete Schritte unternimmt, um die Zusagen in höhere Auszahlungen umzuwandeln und die Bereitstellung von SRGR-Diensten für junge Menschen in vulnerablen Situationen in der ganzen Welt zu unterstützen.

Lesen Sie hier mehr über Empfehlungen des Countdown2030 Europe (in Englisch).