Die Pille ist in Deutschland unangefochten an der Spitze. Doch wie verhütet der Rest der Welt?

Der 26. September ist Weltverhütungstag. Er soll nicht nur die Bedeutung von Verhütungsmitteln hervorheben, sondern auch mahnen, dass viele Frauen ihr Recht auf Verhütung immer noch nicht wahrnehmen können. Doch wie wird überhaupt verhütet?

Deutschland und die Welt

In Deutschland ist die Antibabypille die gängigste Verhütungsmethode. 56 Prozent aller Frauen, die verhüten wollen, wenden sie an. Doch im Rest der Welt sieht die Sache ein wenig anders aus. Denn die weltweit gängigste Verhütungsmethode ist mit 30 Prozent die Sterilisation der Frau, gefolgt von der Spirale mit 21 Prozent.1

Pille und Kondom belegen in der Welt lediglich Platz 3 und 4. Mit traditionellen Methoden wird auch noch sehr oft „verhütet“ – darunter der Coitus Interruptus oder die Zykluskontrolle. Eine großartige Übersicht über (fast) alle Verhütungsmittel mit ihren Vor- und Nachteilen bietet die tolle Kampagnenseite des Weltverhütungstags: http://www.your-life.com/

Infografik: Verhütungsmethoden weltweit 2015

Warum sich so viele Frauen sterilisieren lassen

Besonders in Entwicklungsländern lassen sich viele Frauen sterilisieren, wenn sie schon viele Kinder zur Welt gebracht haben – nicht weil sie überhaupt keine Kinder möchten. Vorher gehörten sie oftmals zu denjenigen, die gar nicht verhütet haben oder verhüten konnten.

74 Millionen Frauen in Entwicklungsländern werden jedes Jahr ungewollt schwanger, der Bedarf an Verhütungsmitteln ist riesig. Die Auswahl an Verhütungsmitteln ist jedoch für viele Frauen begrenzt und viele Frauen kommen nicht an die Verhütungsmittel heran, die sie benötigen. Ärzt*innen und Gesundheitsstationen sind gerade in ländlichen Regionen oft zu weit entfernt und Pille, Kondom und Co. stehen aufgrund von Transportschwierigkeiten häufig gar nicht zur Verfügung.

Aus diesem Grund greifen auch viel mehr Frauen in Entwicklungsländern zu langfristigen Methoden, wie der Dreimonatsspritze. Im weltweiten Ranking zwar nur auf Platz sechs, schwören in Afrika rund 29 Prozent aller Frauen auf diese Verhütungsmethode – auch weil es eine „heimliche“ Methode ist, die ihnen Diskussionen mit ihrem Partner ersparen. Trotz großer Fortschritte hat Verhütung bei vielen Männern oft noch einen schweren Stand.

Die kurze Geschichte von Beatrice, einer Mutter von neun Kindern, und ihrer Tochter Elizabeth gibt einen Einblick zum Thema Verhütung in Kenia.

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Das Kondom braucht mehr Sex-Appeal

Dass es für das Kondom weltweit nicht einmal für einen Platz auf dem Treppchen reicht, ist eigentlich ein fatales Signal – bietet es doch von allen Verhütungsmitteln den einzigen nennenswerten Schutz vor einer Ansteckung mit HIV und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten.

Doch warum schneidet das Kondom so schlecht ab? Ist das Kondom nicht sexy genug für die Welt? Die Ursachen sind vielfältig und haben auch damit zu tun, dass das Kondom seit über 100 Jahren kaum weiterentwickelt wurde. Das erste Latex-Kondom stammt wohl von Charles Goodyear aus dem Jahr 1855. Seitdem ist bei der Weiterentwicklung des Kondoms nicht sonderlich viel passiert. Zwar gibt es sie mittlerweile genoppt, gefühlsecht, extradünn und mit Erdbeergeschmack – doch die großen Innovationen blieben aus. Noch immer klagen Männer wie Frauen über das künstliche Gefühl oder haben Angst, dass es reißen könnte.

Verhütungsmittel – Ja? Nein? Wovon es abhängt …

Die Frage, ob jemand Verhütungsmittel verwendet oder nicht, ist eine Frage der Bildung und des Einkommens. Je besser beides ist, desto mehr Informationen und Wahlmöglichkeiten stehen den Menschen zur Verfügung. Wenn Frauen keine Verhütungsmittel verwenden, kann es aber auch daran liegen, dass sie mit den verfügbaren unzufrieden sind oder sie schlichtweg Angst vor den Nebenwirkungen haben. Sexualaufklärung, gute Beratungsangebote und ein qualitativ hochwertigeres Verhütungsmittelangebot sind nötig, um dem entgegenzuwirken – denn jede Frau hat das Recht zu verhüten.

1 Prozentsatz aller verheirateten oder in einer festen Partnerschaft lebenden Frauen zwischen 15 und 49 Jahren, die eine Verhütungsmethode verwenden.

Quelle: Vereinte Nationen: Trends in Contraceptive Use Worldwide, 2015