Weltbevölkerungstag am 11. Juli 2019: Junge Menschen in Afrika benötigen dringend mehr Familienplanungsangebote
HANNOVER, 9. Juli 2019. Die UN hat Mitte Juni ihre langfristigen Projektionen für das Wachstum der Weltbevölkerung leicht nach unten korrigiert. Im Jahr 2100 soll demnach die Bevölkerung von heute 7,7 Milliarden Menschen auf 10,9 Milliarden anwachsen – nicht wie bislang angenommen auf 11,2 Milliarden. Grund hierfür ist, dass die UN einen steten Fall der weltweiten Geburtenrate prognostiziert. Besonders in Afrika südlich der Sahara ist die Fertilitätsrate mit 4,6 Kindern pro Frau jedoch auch weiterhin hoch und liegt deutlich über dem weltweiten Durchschnitt von 2,5 Kindern pro Frau. Das führt zu einem starken Bevölkerungswachstum in Afrika, von jetzt 1,3 Milliarden Menschen zu 2,5 Milliarden in 2050 und 4,3 Milliarden Menschen in 2100. Dieses Wachstum – trotz der angenommenen sinkenden Kinderzahl pro Frau – behindert Entwicklung.
Aber selbst wenn die Annahme der UN von einer Fertilitätsrate in Afrika von 2,1 Kindern pro Frau im Jahr 2100 tatsächlich eintrifft, braucht es verstärkte Anstrengungen, um allen Menschen der noch immer wachsenden Bevölkerungen den Zugang zu Familienplanung zu ermöglichen.
Dazu sagt Renate Bähr, Geschäftsführerin der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW):
„Es ist an der Zeit, die Ursachen des hohen Bevölkerungswachstums insbesondere in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara nüchtern zu analysieren und offen in außen- und entwicklungspolitischen Kontexten zu diskutieren. Die Einflussfaktoren, die zu sinkenden Kinderzahlen führen, und die Vorteile, die kleinere Familien für Frauen und Gesellschaften haben, sind hinreichend bekannt.
Die Tatsache, dass heute rund 214 Millionen Mädchen und Frauen noch immer nicht eine Schwangerschaft verhüten können, obwohl sie sich dies wünschen, macht deutlich, wie notwendig ein besserer Zugang zu Verhütungsmitteln und eine damit einhergehende Selbstbestimmung von Frauen und Mädchen ist. Fast überall in Afrika wünschen sich Frauen weniger Kinder als Männer, haben aber oft keine oder sehr geringe Mitspracherechte. Deswegen ist die Gleichberechtigung der Geschlechter eine wichtige Voraussetzung für eine zukunftsfähige Bevölkerungsentwicklung.
Die DSW fordert daher ein stärkeres internationales Engagement für die Stärkung von Frauen und Mädchen und ihrer Rechte, eine Intensivierung von Aufklärungsprogrammen für Jugendliche sowie ein verbessertes, zuverlässiges Angebot an Verhütungsmitteln. Der im November anstehende Nairobi Gipfel ICPD+25, auf dem die Ziele der Kairoer Weltbevölkerungskonferenz (ICPD) von 1994 überprüft werden, bietet Deutschland die Chance, ein klares Zeichen für eine nachhaltige Entwicklung zu setzen.
Ein universeller Zugang zu sexueller und reproduktiver Gesundheit und Rechte ist entscheidend für die Erreichung globaler Entwicklungsziele aus der Agenda 2030, wie z.B. der Verhinderung von vermeidbarer Müttersterblichkeit oder die Eliminierung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen. Diese Chance sollte Deutschland nicht verspielen.“
Es wäre bitternötig, dass es weltweit eine Familienplanung gäbe, die den Namen auch verdiente!
Vor allem ist ein Paradigma Wechsel, der behauptet dass Kinderlose Frauen keine echten Frauen sind oder gar eines Muttergefühles nicht fähig seien, dringest nötig.
Wir leben nach wie vor in einer grausamen Welt, in der die Patriarchen, die Gierigen, die Korrupten und leider auch viele Glaubensgemeinschaften bestimmen, wie viele Kinder heute noch unter miserablen Umständen zur Welt kommen MÜSSEN. Kinder, die nie auch nur eine klitzekleine Chance auf winziges persönliches Glück haben. Wir sollten im Gegenteil endlich eine Internationale Familienplanung anstossen. Auf dass Frauen und ihre PARTNER die Verantwortung, die mit der Geburt eines Kindes einhergehen, dass beide diese Verantwortung auch tragen und tragen können!
Nicht nur auf dem afrikanischen Kontinent, nein auch in Südamerika, Russland, Indien, Bangladesch etc. etc. müssen Frauen ENDLICH bestimmen dürfen, wie viele Kinder zumutbar sind. Dazu gehören freilich auch Sexualkunde, vor allem für Männer! Ich hoffe, dass ein Umdenken auf allen Ebenen stattfindet.
Gut wenn sich die UN dem endlich annehmen würde, aber ich bin sehr sehr skeptisch, denn nicht einmal in Europa werden Paare ohne Kinder gewürdigt!
Liebe Frau Gysin,
vielen Dank für Ihren Kommentar. Wie von Ihnen angesprochen ist es auch unsere Überzeugung, dass beide Geschlechter in alle Themen rund um Familienplanung einbezogen werden müssen. In unseren Projekten und vor allem in unseren Jugendklubs in Ostafrika sprechen wir deshalb männliche und weibliche Jugendliche gleichermaßen mit umfassender Sexualaufklärung an. Dazu gehört auch, bestehende Geschlechterrollen zu hinterfragen – also auch die Vorstellung, dass eine Frau erst dann eine „richtige Frau“ ist, wenn sie Kinder bekommen hat.
Wir setzen uns dafür ein, dass alle Männer und Frauen Zugang zu freiwilliger Familienplanung, Verhütungsmitteln ihrer Wahl und Reproduktionsmedizin haben. Für uns ist dies ein wichtiger Beitrag zur Realisierung der Menschenrechte und dazu, dass Frauen selbst bestimmen können ob, wann und wie viele Kinder sie bekommen möchten. Seitens der Vereinten Nationen ist der Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) im Bereich der selbstbestimmten Familienplanung aktiv.
Freiwillige Familienplanung und den Zugang zu sexueller und reproduktiver Gesundheit auf der ganzen Welt zu verwirklichen ist auch in den internationalen Nachhaltigkeitszielen (Sustainable Development Goals = SDGs) verankert . Fast alle Länder haben sich zu den SDGs bekannt, allerdings sehen auch wir noch Handlungsbedarf. Wir setzen uns deshalb auf deutscher, EU- und UN-Ebene dafür ein, dass bei diesen Themen mehr passiert.
Mit freundlichen Grüßen
Monika Schröder
Ich würde gern mit einer Spende ein konkretes Projekt zum kostenlosen Zugang einschließlich der notwendigen Aufklärung zu Mitteln zur Verhütung ungewollter Schwangerschaften beitragen. Wo finde ich eine Übersicht solcher Projekte und wie transparent ist das Ganze?
Mit freundlichen Grüßen
Frau Frenzel
Liebe Frau Frenzel,
wir freuen uns über Ihr Interesse an unserer Arbeit. Einen Überblick über unsere Projekte finden Sie hier: https://www.dsw.org/projekte/.
Spenden können Sie über den Spendenbereich, den Sie hier aufrufen können: https://www.dsw.org/spenden/
Dort finden Sie auch die Kontaktdaten unserer Kolleginnen aus dem Spenden-Team. Meine Kolleginnen stehen Ihnen für Rückfragen per Mail oder Telefon gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Monika Schröder